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Brüdgamsdauk, Bitterstock und Viertouriger –
Heiraten auf Mönchguter Art

Wer heutzutage eine Hochzeit plant, der hat die Qual der Wahl – nicht nur was die Zeremonie, die Location und das Motto angeht. Im Laufe der Zeit haben sich so viele Hochzeitsbräuche und Traditionen etabliert, über die ganze Welt verbreitet und neu entwickelt, dass es so etwas wie eine typische Hochzeit fast gar nicht mehr gibt. Im vorletzten Jahrhundert war das noch anders: Zahlreiche regionale, familiäre oder religiöse Besonderheiten prägten die Hochzeitsfeiern in den unterschiedlichen Landstrichen.

Auf die Halbinsel Mönchgut, idyllisch im Südosten der Insel Rügen zwischen Greifswalder Bodden und offener Ostsee gelegen, trifft das ganz besonders zu. Gelten die Mönchguter doch seit jeher als besonders emsig in der Bewahrung ihrer Bräuche und Traditionen. Zum vierten Mal veranstalten sie im November deshalb einen Mönchguter Heimatabend.

Und wie der Zufall es so will, dreht der sich in diesem Jahr ganz ums Thema Heiraten – genauer gesagt um die Frage, wie die Mönchguter im Jahre 1860 Hochzeit feierten.

Das, was man über den vierten Mönchguter Heimatabend am 23. November in Baabe dieser Tage im Regionalteil der Ostsee-Zeitung lesen konnte, klingt dabei wirklich mehr als vielversprechend: 80 Mitwirkende – vom Laienschauspieler bis zur Kindertrachtengruppe – recherchieren, schreiben und proben schon seit Monaten für das Spektakel. Denn immerhin sollen originale Kostüme, Requisiten, Tänze, Musiker und Sänger zum Einsatz kommen – damit alles so authentisch wie nur irgendwie möglich wird.

Aber was genau ist – oder war – denn nun das Besondere an einer Mönchguter Hochzeit? Natürlich wurde viel gegessen, getrunken und getanzt. So weit, so gut, aber das ist heute schließlich auch nicht anders. Etwas ungewöhnlicher ist es da schon, dass das Fest drei Tage dauerte – sogar neun, wenn man die Vorbereitungen mitzählt. Aber auch das kommt wohl auch heute noch gelegentlich vor. Auch, dass das ganze Dorf zur Hochzeit vor der Tür steht, ist vielerorts noch gang und gäbe.

Aber bei welcher Hochzeit kommen heute noch ein Bittstock oder ein „Brüdgamsdauk“ zum Einsatz? Und was hat es damit auf sich?
Also…: Mit einem Bitterstock, einem mit langen, bunten Seidenbändern und Buchsbaum geschmückten Stock, ging anno 1860 eine „Bittersch“ (Hochzeitsbitterin) im Dorf von Tür zu Tür, um die Gäste einzuladen – eine wandelnde Einladungskarte also. Schöner Brauch, oder?!

Der Bräutigam trug ein spezielles Brüdgamsdauk, ein Bräutigamstuch, das ebenso wie der Bitterstock und die üppig-bunte Blumenkrone für die Braut von Einheimischen nach historischen Vorbildern gestaltet wurde.

„Und was ist ein Viertouriger?“, werdet Ihr sicherlich fragen, wenn Ihr die Überschrift aufmerksam gelesen habt. Wir wollen zwar hier und heute noch nicht alles verraten, aber kurz gesagt ist der „Viertourige“ ganz einfach der traditionelle Hochzeitstanz der Mönchguter. Und wie der genau getanzt wird – und welche Bräuche und Traditionen die Mönchguter zu ihren Hochzeiten noch pflegten, kann man am 23. November erleben. Wir sind jedenfalls seeeehr gespannt…